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Rangordnung

 

Rangordnung ist ein wesentlich komplexeres Gebilde, als der Mensch sich lange dachte.
Wie so oft, ist der Blick auf die Tierwelt kulturell gefiltert und so lange der Mensch selbst, sich in Territorial- oder Glaubenskämpfen bedroht und verwickelt sah, hat er auch Rangordnungsverhalten der Tiere, gerade die aggressiven Anteile davon, rein militärisch hierarchisch betrachtet.
Es ist das Privileg meiner Generation, die im Frieden leben durfte, einen offeneren Blick auf die Rangordnung unter Tieren werfen zu dürfen.
Mein Forschungsgebiet war ja nicht der Wald und der Wolf und der Überlebens“kampf“, *  es war die Menschen Familie und der Hund.  Bereits Eberhard Trumler hat auf den komplexen und von sehr verantwortungsvollen hochsozialen Antrieben bei der Rangordnungsbildung hingewiesen.
Konrad Lorenz hat ein echtes Standardwerk mit seiner „Naturgeschichte der Aggression“ geschaffen. Interessanterweise bleibt der Hund, gerade weil er so nah am Menschen lebt, das wissenschaftlich am schlechtesten untersuchte Tier und damit der Vermenschlichung voll ausgesetzt.

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Der entscheidende Aspekt, der für soziale Tiere im Vordergrund steht ist nicht der Rang, es ist die Ordnung.
Deshalb finden sie bei mir auch die orthografisch nicht korrekte Schreibweise RangOrdnung.
Denn es ist die Ordnung, die ihr Hund, ihr Pferd braucht. Dass sie den einen bestimmten Rang dazu benötigen, die Ordnung herzustellen, hat weniger mit ihrer aggressiven Grundhaltung und Durchsetzung in Kämpfen zu tun, als mit dem Bewußtsein des Tieres für soziale Rollen, wenn sie es schaffen, dem genetisch vorgeprägten Verständnis des Hundes für ihre Rolle zu entsprechen, ist das „Kämpfen“ nicht nötig, sie haben die Welpenzeit des Hundes zur Verfügung dem Jungen zu zeigen dass sie das können und dann gibt es keinen Grund zu kämpfen. Der Reifeprozess des Hundes läßt ihn dann zwar die „Regelung aus der behüteten Kindheit“ überprüfen, aber das sind keine hierarchischen Schwierigkeiten, das sind normale Entwicklungsfragen innerhalb einer Sozialgemeinschaft.
Sie können die Zeit in der Ihr Hund die Ordnung nur sehen will und sie nicht hinterfrägt also perfekt nutzen um den Rest des Zusammenlebens geordnet zu verbringen. Sie haben dann nur mit der Ordnung, nicht aber mit der Rangfrage zu kämpfen.

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Die Rolle desjenigen, der die Ordnung feststellt und den Rang aussucht ist festgeschrieben. Das Tier hat per Genetik eingestanzt, wie derjenige sich zu verhalten hat. Genau so wie das bei uns Menschen ist.
Soziale Grundrollen und Vorstellungen sind auch uns angeboren.
Archetypen wie „die alte Weise“, „der Krieger“, die Mutter sind uns kollektiv mitgegeben, das muß ein Mensch sich nicht ausdenken. Das hat sich die Menschheit für ihn ausgedacht.
Ein Hund hat die typischen Rollen des Mitläufers, des Polizisten (Beta), des Chefs angeboren, hat auch selbst eine Grunddisposition, die ihn auf eine dieser Rollen perfekt vorbereitet. In einer perfekten Traumwelt würde er dann auch zu dem Posten kommen, für den er genetisch vorbereitet ist, in der realen Welt muß er sich mit dem Posten begnügen, der frei ist und manchmal abwarten bis seine Zeit gekommen ist.

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RangOrdnung wird also nicht über rein hierarchische Vorgänge geschaffen, es ist vielmehr eine Vielzahl von kleinen und sehr unwichtig erscheinenden Vorgängen im 24Stunden Rudel-Familienleben eines Hundes.
Die Ordnung entsteht, indem derjenige der eine soziale Rolle einnimmt, diese auch 24 Stunden ausfüllt.
Das schafft Ordnung, Sicherheit und Verbindung. Wer nicht Chef seines Hundes sein will hat also nur die Ordnung und Verbindung die der Hund ihm zugesteht, je nach Grunddispositiion des Hundes, kann das auch sehr wenig sein.
Ein Hundechef läßt sie im Alltag spüren wie wenig sie zu sagen haben.
Sieht Ihr Hund sie als Mitläufer, sie wollen aber der Chef sein, KANN er gar nicht folgsam sein, er versteht sie schlicht und ergreifend nicht.
Da können sie 7 mal die Woche auf den Hundeplatz gehen und Übungen mit ihrem Hund machen im Ernstfall Alltag werden sie keine Aufmerksamkeit erreichen können. Und wenn sie ihn noch so sehr für das Platz machen belohnen.

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Auch aggressives Verhalten wie Disziplinierungen oder Unterwerfungen würden aus Ihnen noch lange keinen Chef machen, sie wären ein aggresiver Mitläufer und damit hätten sie zwar auf ihren (gedachten) Rang hingewiesen, aber keine natürliche Ordnung hergestellt.
Die Bildung von Rangordnung, hat auch etwas mit Reifeprozessen zu tun, zum einen die natürlichen, an Zeit gebundenen, zum anderen die sozialen, an Erfahrung gebundenen.

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Das heißt: ein Welpe oder Kind darf keine Verantwortung tragen, das wäre unnatürlich und gefährdet alle Mitglieder der Gemeinschaft.
Ein unerfahrener Erwachsener (Tierschutzhund) auch nicht, er kann die aufgebürdete Last nicht tragen.
Gerade unerfahrene Exemplare, die zuviel Verantwortung tragen müßen, neigen zu übertriebener Kontrolle (egal ob dominant über Aggression oder subdominant über Scheu ausgeführt), so macht soziales Miteinander keine Freude und so wird man als Gemeinschaft auch nicht erfolgreich sein.

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Hunde haben einige wenige Kommunikationsparameter, mit denen sie jedoch in der Lage sind permanent die Ordnung und, in zweiter Linie, den Rang zu prüfen.
Jeder hat seinen PLATZ in der Gemeinschaft. Hunde und Pferde vereibaren den sozialen Platz physisch.
Das heißt nichts anderes als dass Positionierungsarbeit nach artgerechten und verhaltensbiologischen Prinzipien die Nummer 1 der RangOrdnungsmaßnahmen ist.
Monty Roberts ist einer der ersten  gewesen, der eine solche Arbeit mit Pferden in die breite Öffentlichkeit getragen hat.
Aber an sich „weiß“ jeder, der jemals einen Hund oder ein Pferd besessen hat, wie entscheidend die Fragen von SITZ, FUSS, PLATZ für ein Zusammenleben sind. Bewegung ist ein Privileg wie vieles andere auch.

Wer mit seinem Tier in dessen Welt kommunizieren will und RangOrdnung erreichen will, muß unbedingt mit diesen Parametern arbeiten. Fakt ist: je genauer und erfahrener sie selbst dabei sind, desto weniger müßen sie aggressiv ordnen. Sind sie erfahren, wird ihr Hund sie sowieso in einer bestimmten Rolle sehen wollen.
Sind sie es nicht, werden sie sich erst qualifizieren müßen.

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Der RANG-Teil des Zusammenlebens ist eher durch qualifiziertes Alltagsleben zu erreichen als durch Rangkämpfe. Sollten sie den Alltag inkonsequent nach Menschenart gestalten, können sie machen was sie wollen, die Wächter in der Welt des Hundes, werden die Tore geschloßen halten, gleichgültig wie sehr sie sich bemühen vermenschlicht „Streng“ zu sein.
Das schafft keine RangOrdnung. Es wird sie nur frustrieren.
Es ist ihr Alltagsleben, ihre klare, kluge Stellungnahme zu Fragen von Beute und Territorium, Bewegung und sozialer Kontrolle und ob sie ihren Hund selbstsicher in ihr Leben integrieren, die ihnen dann auch den Rang gibt, den sie brauchen um Ordnung zu schaffen.
Die Tests ihres Tieres fallen dann gering aus, egal welchen Charakter und welche soziale Grunddisposition ihr Tier mitbringt.

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*bereits dieses Wort beinhaltet den Kampf, obwohl es lediglich um den Erwerb von Nahrung durch Jagd geht, wenn man das Leben von Löwen oder Wölfen betrachtet, ist die Jagd zwar der entscheidende Überlebensmoment und Verhalten das dort gebraucht wird, spiegelt sich auch im Sozialleben wieder, nur ist das Alltagsleben eines Rudels eher von Müßiggang, Spiel und jeder Menge „Beziehungszeit“ geprägt, ich kenne kaum eine Menschenfamilie, die so viel gemeinsame Zeit miteinander verbringt um die Beziehungen und die sozialen Rollen zu festigen und zu genießen. Da wird das gemeinsame Abendessen schon zum Problem, das gäbe es unter Hunden nicht.